Sonntag, 17. August 2014

Innerer Reichtum


 „Die Liebe sucht aber nicht das Ihre!“ (1 Kor 13,5) 
Und weißt du warum? Weil es ihr nicht fehlt! Die Liebe hat immer das Ihre, sie hat es sogar im Überfluss. Sie bewahrt für sich so viel auf, wie in sie hineingeht, damit bei ihr keiner leer ausgeht!
Du aber, lieber Bruder, liebe Schwester –Ist dein Heil bereit gefestigt, oder ist deine Liebe noch schwach? Bist du anfällig für Lobesbezeichnungen? Lässt du dich leicht von Traurigkeit verwirren, von Angst lähmen, von Ehrgeiz antreiben, von Sorgen quälen? Lässt du dich von der Ehre aufblähen und von Neid verzehren?
Dann sei nicht so verblendet, dass du Fremdes heilen möchtest! Werde erst einmal voll, dann kannst du aus deiner Fülle weitergeben!

Bernhard von Clairvaux

Erweise dich als Schale und nicht als Kanal!


Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist. Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter. Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigiebiger zu sein als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen und dann ausgießen. Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen. Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut? Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle; wenn nicht, schone dich.

Bernhard von Clairvaux

Die Liebe macht nicht nur alle gleich. sondern auch alle eins


Die Liebe blickt zu niemandem bewundernd hinauf, sie schaut auch 
auf niemanden verächtlich hinab. Sie betrachtet alle als gleich, die einander vollkommen lieben. Sie gleicht durch sich selbst hoch und niedrig aus. Sie macht nicht nur alle gleich, sondern sie macht auch alle eins.

Bernhard von Clairvaux



Das Gefühl des Geheimnisvollen






Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann,
ist das Gefühl des Geheimnisvollen.

Albert Einstein

Das Geheimnis der Welt






Das Geheimnis der Welt liegt überall dort,
wo es uns gelingt, das Universum transparent zu sehen.

Teilhard de Chardin


Foto: Tauperlen  © s11 /photocase.de

Freitag, 20. Juni 2014

Sucht auch ihr den Schatz, der nicht aufhört und dauert!


Jesus sprach: 
Das Königreich des Vaters ist gleich einem Kaufmann, der Ware hatte und der eine Perle fand. Dieser Kaufmann war weise. Er verkaufte die Ware, er kaufte die Perle allein. Sucht auch ihr den Schatz, der nicht aufhört und dauert, dort, wo die Motte nicht hinkommt, um zu fressen, und wo auch kein Wurm zerstört.

Aus dem Evangelium nach Thomas (76)

Montag, 16. Juni 2014

In dem Fünklein der Seele über Zeit und Raum


Wenn sich der Mensch von sich selbst und von allen geschaffenen Dingen abkehrt, so weit du das tust, so weit wirst du geeint und beseeligt in dem Fünklein der Seele, das nie Zeit oder Raum berührt hat.
Meister Eckhart

Neu geboren in Gott


In einem jeglichen guten Gedanken oder guten Bestreben oder guten Werke werden wir allzeit neu geboren in Gott.
Meister Eckhart

Mittwoch, 11. Juni 2014

Deine wahre Natur ist es, glücklich zu sein



Deine wahre Natur ist es, glücklich zu sein; 
es ist daher nicht falsch, nach diesem Zustand zu streben. 
Falsch ist nur, das Glück aussen zu suchen, 
denn es ist innen.



Sri Ramana Maharshi


aus Ellam Ondre (Alles ist eins)

Sonntag, 8. Juni 2014

Du machtest mich endlos




Du machtest mich endlos –
so ist dein Belieben.
Dies schwache Gefäß
leertest du wieder und wieder
und fülltest es immer mit neuem Leben.

Du trugst diese kleine Rohrflöte
über Hügel und Täler
und hauchtest durch sie
ewig neue Melodien.

Bei dem unsterblichen Druck deiner Hände
verliert mein kleines Herz
seine Grenze in Freude
und gebiert unaussprechliche Worte.

Deine unendlichen Gaben
empfange ich nur
auf diesen meinen sehr kleinen Händen.
Zeitalter vergehn
und immer gießest du aus,
und immer ist Raum,
um erfüllt zu werden. 

Rabindranath Tagore
aus Gitanjali
Deutsche Nachdichtung von Marie Luise Gothein [1863-1931]
Foto: © Christian Scharinger /pixelio.de

Gottes Liebe



Gottes Liebe ist wie ein Fluss aus göttlicher Quelle, 
der endlos durch Gottes Schöpfung strömt 
und alle Dinge mit Leben, Güte und Kraft erfüllt.


Thomas Merton

Tanszendente Erfahrung


Die transzendente Erfahrung erlangen heißt, die Wirklichkeit von allem, was ist, durchdringen, den Sinn der eigenen Existenz begreifen, seinen richtigen Platz in der systematischen Anordnung der Geschöpfe finden, vollkommen in Bezug stehen zu allem, was ist, in einem Identitäts- und Liebes-Verhältnis. 


Thomas Merton

aus Weisheit der Stille

Dienstag, 4. März 2014

Ewiges reines Licht Gottes



Reines Licht,
geistiges Licht, erfüllt mit Liebe,
Liebe des wahren Guten, erfüllt mit Wonne, 
Wonne übertreffend alle Süßigkeiten.

O du ewiges Licht , 
das allein sich in sich selbst begreift, 
das allein sich selbst erkennt, 
und nur von dir erkannt, 
und nur dich selbst erkennend
... 

Dante Alighieri



(Göttliche Komödie, Paradies, Auszüge aus dem Gesang 30 bzw.33)

Das ist geheimes Leben



Wer leuchtend seinen Geist bewahrt, 
dass er Eines nur umfängt,
der mag wohl innern Zwiespalt vermeiden.
Wer seine Seele einfältig macht und demütig,
der mag wohl werden wie ein Kindlein.
Wer reinigt und läutert sein inneres Schauen,
der mag wohl seiner Fehler ledig werden.
Wer seine Leute liebt als Herrscher des Reichs,
der mag wohl ohne Handeln wirken können.
Wenn des Himmels Pforten sich öffnen und schließen,
so mag er wohl rein empfangend sein.
Wer mit klarem Blicke alles durchdringt,
der mag wohl ohne Kenntnisse bleiben.
Erzeugen und ernähren,
erzeugen und nicht besitzen:
wirken und nicht behalten,
mehren und nicht beherrschen:
Das ist geheimes LEBEN.

Laotse

Tao Te King - Das Buch des Alten vom Sinn und Leben (10)
(in der Übersetzung von Richard Wilhelm)

Mittwoch, 1. Januar 2014

Wahre Vollkommenheit


Was halb ist, wird ganz werden.
Was krumm ist, wird gerade werden.
Was leer ist, wird voll werden.
Was alt ist, wird neu werden.
Wer wenig hat, wird bekommen.
Wer viel hat, wird benommen.

Also auch der Berufene:
Er umfaßt das Eine
und ist der Welt Vorbild.
Er will nicht selber scheinen,
darum wird er erleuchtet.
Er will nichts selber sein,
darum wird er herrlich.
Er rühmt sich selber nicht,
darum vollbringt er Werke.
Er tut sich nicht selber hervor,
darum wird er erhoben.
Denn wer nicht streitet,
mit dem kann niemand auf der Welt streiten.
Was die Alten gesagt: »Was halb ist, soll voll werden«,
ist fürwahr kein leeres Wort.
Alle wahre Vollkommenheit ist darunter befaßt.

Laotse

Tao Te Ching  - Das Buch des Alten vom Sinn und Leben   (21
 (in der Übersetzung von Richard Wilhelm)